Kommunikation pro bono

Die Erziehungswissenschaftlerin Dagmar Bojdunyk-Rack ist Geschäftsführerin von Rainbows Österreich. Der Verein hilft Kindern und Jugendliche, die Trennung der Eltern, aber auch den Verlust naher Angehöriger zu bewältigen. – Ein Gespräch über die Öffentlichkeitsarbeit eines Sozialvereins, der für die Kommunikation aufgrund geschrumpfter öffentlicher Budgets nur sehr begrenzte Mittel zur Verfügung hat.

Wie gelingt die PR-Arbeit, wenn man zu wenig Personal und auch kaum Mittel hat, um sich Leistungen zuzukaufen?

Prinzipiell nimmt man sich einmal einen guten PR-Berater wie dich, der einen guten Pressetext schreibt, und man verwendet die Textbausteine noch Jahre danach. Das geht, weil sich unser Angebot ja nicht wesentlich ändert. Generell würde es aber viel mehr Ressourcen für PR-Arbeit bei uns brauchen, weil es immer schwieriger wird, präsent zu bleiben.
Unsere Pressearbeit ist nicht schlecht, aber wir bräuchten Instrumente, die das Angebot dauerhafter in den Köpfen der Menschen verankert, damit die, die betroffen sind, sofort wissen, dass es uns gibt und wir die Kinder unterstützen, wenn eine Trennung ansteht oder ein Todesfall eingetreten ist. So wie bei einem Spitalsaufenthalt von Kindern jeder an die Roten Nasen denkt, soll bei einer Trennung jeder an Rainbows denken.

Ist nicht der § 95 1a des Außerstreitgesetzes so ein Instrument? Da müssen sich die Eltern im Zuge einer Scheidung über die Auswirkungen dieses Schrittes auf die Kinder beraten lassen.

Ja, aber erstens gibt es sehr viele Vereine, die hier zum Zug kommen. Und zweitens gilt der Paragraf eben nur bei einer Scheidung, und nicht im Fall einer Trennung, wenn die Eltern nicht verheiratet waren. Und es gibt sehr viele nicht verheiratete Eltern, die sich trennen. Die grundsätzliche Problematik ist, den Eltern bewusst zu machen, dass eine Trennung/Scheidung für Kinder immer eine schwierige Situation ist. Eltern sind im Bemühen, das Beste für ihre Kinder zu wollen. Sich einzugestehen, dass eine Trennung für das Kind ein belastender Einschnitt ist und ihm eine schwere Zeit verursacht, das ist für Eltern echt nicht einfach.

Das ist aber nicht als Plädoyer gegen Trennungen zu sehen?

Nein. Es ist meistens trotzdem die richtige Entscheidung, weil es um das Leben der Eltern geht. Aber aus der Hoffnung heraus, dass eine Trennung „schon nicht so schlimm“ für das Kind ist, übersehen viele Eltern, dass es jedem Kind in so einer Situation gut tut, in unseren Rainbows-Gruppen begleitet zu werden. Hier lernen Kinder altersgerechte Strategien kennen, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen und sich in der neuen Familiensituation zurechtfinden können. Wenn man aber in der PR mit dem erhobenen Zeigefinger darstellt, wie unglücklich sich eine Trennung auf Kinder ohne entsprechende Begleitung später auswirken kann, dann ist das kontraproduktiv. Die möglichen Folgen zu zeigen – spätere Beziehungsprobleme oder delinquentes Verhalten –, führt nur dazu, dass Eltern erst recht nichts von den Auswirkungen wissen wollen. Da also einen Mittelweg zu finden und die Probleme und die Bedürfnisse von Kindern  ehrlich darzustellen, ohne die Eltern zu verschrecken, ist die Herausforderung in unserer Kommunikation.

Ist das Thema Trennung in den Medien präsent?

Es wird zwar schon jede zweite Ehe in Österreich geschieden, aber die Auswirkungen einer Scheidung auf ein Kind ist kein Thema in der Berichterstattung. Es ist ein Allerweltsthema, das anscheinend nicht der Erwähnung wert ist. Jeder kennt wen, der sich scheiden hat lassen, und die Kinder sind damit irgendwie fertig geworden. Nur wenn – so wie 2017 – die britischen Prinzen Harry und William darüber reden, wie gut es ihnen getan hätte, wenn sie nach dem Tod von Diana eine professionelle Betreuung erfahren hätten, dann wird auch in österreichischen Medien über Angebote wie die unseren berichtet.

Wer unterstützt Euch bei der Betreuung der Homepage und Eures Facebook-Kanals?

Das machen wir alles selber. Vor zwei Jahren hat uns eine Wiener Agentur die Homepage neu aufgesetzt, pro bono. Im Winter 2017 gehen unsere nach 10 Jahren wieder einmal neu gestalteten Folder in Druck. Das Layout wurde uns von einer Grafikerin kostenlos gemacht. Wir sind auf diese ehrenamtliche Unterstützung angewiesen – und sind sehr dankbar dafür.

Der Verein Rainbows bietet qualitativ hochstehende pädagogische und psychologische Unterstützung für Kinder in schwierigen Zeiten. Das Angebot überzeugt mich als studierter Erziehungswissenschaftler, daher unterstütze ich Rainbows in Zeiten enger Budgets gerne ehrenamtlich mit Texten, Lektoraten und als ambitionierter Amateurfotograf.

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