Hochschule neu beschreiben

Die steirische FH Joanneum ist eine der führenden Fachhochschulen in Österreich. Sie bietet in Graz, Kapfenberg und Bad Gleichenberg mehr als 40 Studiengänge in den Bereichen IT, Engineering, Management, Gesundheit, Bau, Energie & Gesellschaft sowie Medien & Design an und betreibt auch angewandte Forschung & Entwicklung in diesen Bereichen. Johanna Theurl leitet die Agenden PR & Marketing der FH Joanneum und gibt im Interview Auskunft über die Herausforderungen moderner Hochschul-PR.

Was sind die besonderen Herausforderungen in PR & Marketing für eine Fachhochschule?
Eine Herausforderung ist sicher die Positionierung einer sehr jungen, gerade einmal 20-jährigen Fachhochschule im tertiären Bildungssektor unter Universitäten, die teilweise mehrere hundert Jahre Erfahrung in hochschulischer Ausbildung haben. Die Herausforderung war und ist, dass junge Menschen uns vertrauen und in eine mehrjährige Hochschulausbildung investieren, die sie nachhaltig arbeitsmarktfähig macht. Eine weitere Herausforderung ist die Entwicklung einer Hochschulidentität u. a. mit einem Corporate Design zwischen Firmenstruktur und Autonomie der Wissenschaft, aber auch zwischen den unterschiedlichen Disziplinen wie Medien und Design, Wirtschaft, Technik und Gesundheit. Aber diesen Herausforderungen steht eine junge, dynamische, kreative und innovative Institution gegenüber, die viele spannende Geschichten zu erzählen hat. Wir können damit auch Hochschule neu beschreiben.

Was hat sich in der Hochschul-PR in den letzten fünf Jahren getan? Gibt es aktuelle Trends, Schwerpunkte in der Kommunikation, neue Ansätze?
Nicht nur durch die Sozialen Medien sind die Hochschulen und damit auch die Hochschul-PR „sozialer“ geworden. Mit Kinderuni, populärwissenschaftlichen Vortragsreihen oder „Langer Nacht der Forschung“ sprechen wir eine breitere Öffentlichkeit an und öffnen uns. Gleichzeitig haben wir auch die Darstellung der Inhalte verändert. Storytelling ist dabei einer der Grundsätze. Auch die mobile Verfügbarkeit ist ein wichtiges Thema. Aber bei der gesamten Digitalisierung der Kommunikation steigt – insbesondere bei jungen Menschen – auch das Interesse an persönlichen Gesprächen und Interaktionen. Wir reagieren darauf mit Open-House-Veranstaltungen, persönlicher Studienbetreuung, unterschiedlichen Workshops und Barcamps.

Ihr habt Euch die Info-Kanäle Eurer Klientel sehr genau angeschaut. Welche Rolle spielen klassische Medien, Internet und Social Media jeweils?
Je nach Zielgruppe hat jedes Medium seine Berechtigung, und je nach Zielgruppe sind die Anforderungen an die Inhalte und deren Aufbereitung unterschiedlich. Die Website ist aber das stärkste Medium für Informationen und Kommunikation insbesondere über das Studienangebot für potenzielle Studierende. 90 % der Bewerberinnen und Bewerber informieren sich über www.fh-joanneum.at. Daher haben wir unseren Internet-Auftritt im Sinn der Content-Strategie grundsätzlich überarbeitet und sind mit einer neuen Website am 17. Juni 2016 online gegangen.

Welche Überlegungen stehen hinter der neuen Website?
Die FH JOANNEUM ist enorm gewachsen. Die Strukturen der alten Homepage kamen bei diesem Entwicklungstempo nicht mehr mit. Das Content-Strategie-Projekt der FH JOANNEUM geht seit 2012 auf die neuen Herausforderungen des Web 2.0 und der damit einhergehenden neuen Art zu kommunizieren ein. Ganz im Sinne der angewandten Forschung haben wir beschlossen, die Erkenntnisse, die man zur Content Strategie im Web Literacy Lab des Instituts „Journalismus und Public Relations“ gewann und gewinnt, für unsere eigene Website umzusetzen. Die Inhalte müssen einfach auffindbar und gut verständlich für die definierten Zielgruppe sein. Im März 2015 wurde der erste Teil der Website online gestellt: der Bachelor-Studienfinder und der neue Blog „Stories“. Die Zugriffe zeigten und zeigen, dass das neue Konzept ankommt. Die Inhalte, die stärker auf Qualität als auf Quantität setzen, werden gut angenommen, genauso wie das moderne Design und die neue Bildsprache, die auf Klischees so gut wie möglich verzichtet.
Die neue Website konzentriert sich auf den Content. Sie ist ein Publishing-Tool für Inhalte und nicht nur eine Abbildung einer Firmenstruktur. Wir betreiben mit unserer Website Storytelling: Auf unserer neuen Website zeigen wir, was an der Hochschule täglich passiert, wie Lehre und Forschung bei uns gelebt wird, wie wir uns weiterentwickeln, und welche Menschen hinter diesen Prozessen stehen.

Ich konnte in den letzten Jahren immer wieder Projekte für und mit Euch abwickeln. Gibt es da eines, das dir besonders positiv in Erinnerung geblieben ist?
Wir haben viele Projekte mit dir umgesetzt: Weiterentwicklung unseres Corporate Design, Beiträge für das FH Journal, Inhalte für die Forschungsrubrik der neuen Website, Annual Report – um einige zu nennen. Neben der Genauigkeit, Kreativität und Textkompetenz schätze ich besonders deine Art, Geschichten zu erzählen, die du schon an den Tag legtest, lange bevor das Thema Storytelling in aller Munde war.

 

Johanna Theurl studierte in Graz Psychologie und Volkswirtschaftslehre und beschäftigte sich in ihrer Dissertation mit dem Einfluss, den Informationen auf persönliche Einstellungen haben. Sie ist seit 1998 für PR & Marketing der FH Joanneum zuständig; die von ihr geleitete Abteilung hat elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und berichtet über ihre Arbeit auf http://prm-blog.fh-joanneum.at/

 

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